MIT DER X PRO 2 DURCH DIE USA

September 2024. In wenigen Wochen soll es für mich, meine Freundin und ein befreundetes Paar in die USA gehen. Der Plan ist, die Westküste zu erkunden. Von San Francisco, über Los Angeles nach Las Vegas und von dort über die Route 66, den Yosemite National Parc zurück nach und San Francisco. Mir war vor der Reise klar, dass ich natürlich eine Kamera dabei haben werde, um die Reise zu dokumentieren. Ich wollte aber meine damals recht neue XT-5 nicht auf diesen Trip mitnehmen. Zu groß war die Angst, dass die Kamera auf dem Trip verloren oder kaputt gehen könnte. Da wir super viel unterwegs sein würden wollte ich eine Kamera haben, die man ohne schlechtes Gewissen immer dabei haben kann und die man nicht wie ein rohes Ei behandeln muss. Weiteres Kriterium: Kompakt muss sie sein. Nach einiger Recherche und ein wenig inspiriert durch Kevin Mullins wurde ich dann auf die XPRO Reihe aufmerksam, die mir optisch sofort unglaublich gut gefiel. Der Rangefinder Stil erinnert natürlich sofort an Leica, aber irgendwie mit ein wenig mehr Ecken und Kanten. Und natürlich ohne Leica-Geld bezahlen zu müssen. Dazu noch die mir schon bekannten Fuji Farben und mir war klar: So eine hätte ich gerne. Da die “neue” X-Pro 3 zum Zeitpunkt meiner Reise auch gebraucht preislich ungefähr auf einer Höhe mit meiner XT5 lag und ich hiermit nichts gewonnen hätte habe ich mich bei den älteren Modellen umgeschaut und nach kurzer Ebay-Recherche eine X-Pro 2 für knapp 700 Euro ersteigert. Dazu noch das XF 18mm 2.0. Ich hatte also insgesamt knapp 900 Euro für eine zum damaligen Zeitpunkt fast 10 Jahre alte Kamera ausgegeben. Etwa unsicher, ob es das wert war aber gleichermaßen begeistert von dem rein optischen und haptischen ersten Eindruck, als die Kamera dann bei mir war und (auch ein wenig geflunkert) überzeugt davon, dass ich die Kamera ja auch auf Jobs als Backup dabei haben würde, ging es dann Anfang Oktober auf große Reise.

Die Kamera

Was mir in den ersten Tagen besonders aufgefallen ist. Die X-Pro 2 ist eine Kamera, die man einfach gerne in die Hand nimmt. Auch, wenn ich gar keine Intention hatte, mit ihr zu fotografieren, habe ich mich häufig dabei erwischt, sie einfach mal in die Hand zu nehmen und zu betrachten. Irgendwas hat diese Kamera an sich, dass mich alleine schon durch ihren Look und das Gefühl begeistert. Ihr Rangefinder-Design mit den klaren Kanten, den Einstellrädern und dem klassischen Look ist dabei nicht nur optische Spielerei, sondern macht auch im Alltag Freude. Besonders den Hybridsucher, mit dem man zwischen digitalem und optischem Sucher wechseln kann, hat mich begeistert: Da kommt doch tatsächlich ein wenig das Gefühl auf, dass man eine analoge Kamera in der Hand hat. Das hat dem Fotografieren eine ganz eigene Dynamik gegeben. Vergleicht man die Kamera nach heutigen Standards mit aktuelleren Modellen bleibt natürlich festzustellen: Die Kamera ist technisch eigentlich längst überholt – 24 Megapixel, ein Autofokus, der sicher nicht mehr auf Höhe der Zeit ist, keine superschnellen Serienaufnahmen oder Touch-Menü. Mit all diesen Dinge, die heute fast selbstverständlich und von den großen Firmen natürlich auch häufig als Verkaufsargument herangezogen werden, kann die X-Pro nicht aufwarten. Das muss sie für mich aber auch nicht. Viel wichtiger für eine Urlaubs- und Spaßkamera ist mir das Gefühl, das sie mir gibt, wenn ich sie in die Hand nehme. Und das ist eine wahre Freude. Die Verarbeitung fühlt sich absolut Premium an. Die Kamera ist gebaut wie ein Panzer, sodass man keine Angst haben muss, dass sie auf längeren Reisen kaputt gehen könnte. Die Bedienbarkeit ist intuitiv und einfach. Für meine Ansprüche an eine hauptsächlich Spaß-Kamera ist sie auch heute noch schnell genug und arbeitet zuverlässig. Die Bildqualität ist aus meiner Sicht auch heute noch über alle Zweifel erhaben, aber dazu später. Schauen wir uns erstmal das kleine XF18 Objektiv an, das mich auf die große Reise begleitet hat.

Das Objektiv

Das XF 18mm f/2 war für diese Reise mein einziges Objektiv. Ich wollte ein leichtes Kamera-Setup und mir nicht ständig Gedanken darüber machen müssen, welches Objektiv in welcher Situation nun das richtige wäre. In der Fuji-Welt hat das Objektiv nicht den besten Ruf – viele sprechen von Randunschärfe oder davon, dass es nicht mehr mit den modernen Fuji-Optiken mithalten kann. Wie auch, ist das Objektiv mittlerweile ja auch über 10 Jahre alt. Für mich waren das aber keine Ausschlusskriterien. Im Gegenteil: Ich habe mich bewusst für dieses Objektiv entschieden.

Zum einen wegen der Größe: Das 18er ist winzig, fast schon ein Pancake. In Kombination mit der X-Pro 2 hatte ich eine extrem kompakte, unauffällige Kamera, die problemlos in jede Tasche passt und die ich ohne Nachzudenken überall mitnehmen konnte. Auf einer Reise, bei der wir viel gelaufen sind und ich die Kamera ständig dabeihatte, war das ein riesiger Vorteil.

Dann die Brennweite: 18mm an APS-C entsprechen ungefähr 28mm Kleinbild – ein klassischer Reportage-Blickwinkel, mit dem sich Landschaften, Städte und Alltagsszenen gleichermaßen gut einfangen lassen. Ich habe oft gemerkt, dass ich mit dieser Brennweite nah genug dran war, um mitten im Geschehen zu sein, aber gleichzeitig weit genug, um auch die Umgebung einzubeziehen. Außerdem lassen sich mit 28mm auch noch schöne Portraits zaubern, die einen besonderen Look haben ohne zu sehr. zu verzerren.

Zu guter letzt der Preis: Gerade gebraucht ist das XF 18mm f/2 heute sehr günstig zu bekommen. Ich meine ich habe für meins ungefähr 250 Euro bezahlt. Für ein kleines, lichtstarkes und universell einsetzbares Objektiv ist das aus meiner Sicht ein echtes Schnäppchen und macht die Linse umso attraktiver für alle, die ein leichtes Reise-Setup suchen.

Natürlich hat das Objektiv auch seine Eigenheiten. Offenblendig bei f/2 ist es nicht das schärfste Glas, die Ränder können weich wirken, und auch die Verzeichnung ist sichtbar. Dann der Autofokus, der deutlich hörbar ist und auch bei sich bewegenden Motiven nicht immer sofort sitzt. Aber all das hat mich auf dieser Reise kaum gestört. Im Gegenteil – das 18er hat einen eigenen Charakter, der die Bilder lebendig wirken lässt. Und gerade in Kombination mit den Farben der X-Pro 2 sind Fotos entstanden, die mich heute noch sofort wieder in die Stimmung der Reise zurückversetzen..

Alltag auf Reisen

Was mir auf der Reise besonders aufgefallen ist: Die X-Pro 2 ist eine Kamera, auf die man sich trotz ihres Alters verlassen kann. Trotz Staub, Temperaturschwankungen und ständiger Bewegung hat sie mich kein einziges Mal im Stich gelassen. Kein Aussetzer, keine Fehlermeldung, keine Sorge, dass irgendetwas kaputtgehen könnte. Die Kamera ist unglaublich robust gebaut – man kann sie auch einfach mal in eine Tasche werfen, ohne das Gefühl zu haben, sie wie ein rohes Ei behandeln zu müssen. Genau, was ich von einer Reisekamera erwarte und auch der Grund warum ich mich auf dieser Reise für die X Pro 2 und gegen meine XT 5 entschieden habe.

Auch mit dem Handling bin ich unterwegs super klar gekommen. Wer sich, wie ich, eh schon im Fuji-Universum bewegt, wird mit den manuellen Bedienrädern der X Pro 2 eher keine großen Probleme haben. Mir gefällt es eh super, dass die Kamera nicht nur im Look, sondern auch in der Bedienung viele analoge Elemente hat und so das Analog-Feeling weiterhin verstärkt. Hier hat mich lediglich das ISO-Rad zu Beginn etwas irritiert, muss zum Verstellen der ISO erst den äußeren Ring des Rades anheben und kann dann etwas holprig die ISO Werte ändern. In Situationen, in denen man die ISO mal schnell anpassen muss, kann ich mir vorstellen, dass man hier schonmal ins Schwitzen kommen kann. Daher bin ich recht schnell dazu übergegangen, die ISO stets auf Auto zu lassen und die Belichtung nur über die Blende und die Verschlusszeit anzupassen. So hat es wunderbar funktioniert.

Golden Gate Bridge San Francisco Bay

Ein Thema, was bei Fujifilm ja auch heute immer noch häufig bemängelt wird, ist der Autofokus. Und hier sollte es, grade bei einer mittlerweile 10 Jahre alten Kamera, nicht verwundern, wenn dieser nicht mehr der Schnellste ist. Im Urlaubsalltag, in dem ich eh etwas entschläunigt fotografiere, hat mich das allerdings nicht gestört. Bei Motiven, die sich nicht schnell auf einen zu oder von einem weg bewegen, würde ich auch heute noch sagen, dass der Autofokus durchaus zuverlässig arbeitet. Würde ich die Kamera heute als einzige Kamera zu einer Hochzeit mitnehmen? Eher nicht - zu groß ist doch das Risiko, wichtige Momente zu verpassen. Aber für eine everyday Kamera im Urlaub oder auch im Alltag hätte ich gar keine Bedenken, die X Pro 2 als einzige Kamera dabei zu haben. Vor allem auch, wegen ihres Formfaktors.. Zwar ist die X-Pro 2 ist nicht die leichteste, aber durch ihre kompakte Bauweise angenehm unauffällig. Sie hängt nicht schwer um den Hals, fällt in der Stadt kaum auf und liegt einfach gut in der Hand. Und sie wirkt auch für Außenstehende weniger wie eine “professionelle” Kamera, was insbesondere für Street Photography ein Vorteil sein kann.

Kommen wir nun zu dem Punkt, den ich an der Kamera während unseres Trips am meisten zu schätzen lernte: Sie entschleunigt. Dadurch, dass sie eben nicht die schnellste ist, zwingt sie einen fast dazu, bewusster zu fotografieren. Man überlegt genauer, bevor man auslöst, nimmt sich mehr Zeit für das Motiv und achtet stärker auf Komposition und Licht. Gerade auf Reisen, wo man leicht in den Modus verfällt, einfach nur alles festhalten zu wollen, war das eine wohltuende Erfahrung.

Bildqualität

Vorab: Ich bin kein Pixelpeeper – und ich finde auch nicht, dass ein Bild klinisch scharf sein muss, um ein gutes Bild zu sein. Für mich können auch technisch unperfekte Fotos „perfekt“ sein. Ich mag es, wenn Bilder Charakter haben. Ich liebe den analogen Look alter Filme und möchte die Bildqualität der X-Pro 2 daher nicht an heutigen technischen Standards messen, sondern eher nach subjektiven Kriterien: Gefällt mir der Look? Bin ich mit der Auflösung zufrieden? Wie wirken die Farben? Haben die Fotos Charakter?

Und hier muss ich bei allen Punkten sagen: Was die X-Pro 2 in Sachen Bildqualität liefert, hat mich auf der Reise ehrlich überrascht. Ich wusste natürlich – auch durch meine XT-5 –, dass Fujifilm-Kameras für ihre Farben bekannt sind. Aber wie gut die JPEGs direkt aus der Kamera aussehen, hat mich wirklich begeistert. Ich habe zum ersten Mal und für die gesamte Reise ausschließlich in JPEG fotografiert, ohne ein einziges RAW zu speichern, und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dadurch eingeschränkt zu sein. Ganz im Gegenteil: Ich konnte schon während der Reise abends bequem die Bilder per (zugegebenermaßen etwas träger) App auf mein Handy ziehen und hatte sie direkt „Insta-ready“. Sonst habe ich häufig erst nach einer Reise die Zeit gefunden, die Fotos auf den Mac zu ziehen und in Lightroom zu bearbeiten – all das entfiel hier.

Die Farben wirken lebendig, aber nie übertrieben. Hauttöne kommen natürlich rüber, Landschaften haben Tiefe, und selbst schwierige Lichtsituationen meistert die Kamera erstaunlich souverän. Wenn ich farbig fotografiert habe, nutzte ich fast ausschließlich die Kodachrome-64-Simulation von FujiX – ein Look, der mich sofort an analoge Dias erinnert: satt, kontrastreich und mit einer leicht nostalgischen Note. Für Schwarzweiß habe ich die Newspaper-Simulation von Kevin Mullins verwendet, die einen schönen dokumentarischen Charakter hat und besonders bei Tageslicht und klaren Schatten großartig wirkt.

Auch die Detailwiedergabe kann sich trotz des Alters der Kamera absolut sehen lassen. 24 Megapixel sind heute sicher nichts Besonderes mehr, aber sie reichen locker aus, um Fotos in hoher Qualität zu drucken oder groß an die Wand zu hängen. Ich habe inzwischen einen 80x120-Druck der Golden Gate Bridge zu Hause hängen – und bin absolut zufrieden mit der Auflösung. Schärfe, Kontrast und Dynamikumfang liegen auf einem Niveau, das ich auch heute noch problemlos für Aufträge akzeptieren würde.

Was mich am meisten fasziniert hat, war jedoch die Konsistenz. Ich musste kaum etwas nachbearbeiten, weil die Kamera schon in der Aufnahme ein stimmiges Bild erzeugt. Und genau das ist für mich das Besondere an Fujifilm: Man konzentriert sich wieder mehr aufs Fotografieren selbst – und weniger auf das, was danach noch alles „optimiert“ werden könnte.

Fazit

Wenn ich heute auf die Reise und die vielen Fotos zurückblicke, bin ich wirklich froh, mich für die X-Pro 2 entschieden zu haben. Sie war genau die richtige Begleiterin für diesen Trip – unauffällig, zuverlässig, robust und mit einer Bildqualität, die mich auch heute noch begeistert. Ich hatte sie fast jeden Tag dabei, und obwohl sie mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel hat, hat sie mir das Gefühl gegeben, mich voll auf das Fotografieren verlassen zu können.

Die Kombination aus X-Pro 2 und dem kleinen XF 18mm f/2 war für mich wie gemacht für diese Reise. Leicht, kompakt, unaufdringlich – und trotzdem mit einer Qualität, die man sonst nur von deutlich größeren Setups kennt. Ich musste mir nie Gedanken darüber machen, ob ich die Kamera jetzt mitnehme oder lieber im Hotel lasse. Sie war einfach immer dabei.

Was mir im Nachhinein besonders gefällt: Diese Kamera hat mich beim Fotografieren entschleunigt. Sie hat mich dazu gebracht, bewusster zu sehen, mehr im Moment zu sein und weniger auf Technik zu achten. Kein ständiges RAW-Entwickeln, keine Regler in Lightroom, keine Nachbearbeitung. Nur sehen, klicken und genießen. Genau das war für mich der größte Wert dieser Erfahrung – und vielleicht auch der Grund, warum ich die X-Pro 2 heute noch so gerne benutze.

Auch im Alltag greife ich heute deutlich öfter zur X-Pro 2 als zu meiner X-T5. Die X-T5 ist für mich mittlerweile vor allem eine Kamera für Auftragsarbeiten, bei denen ich maximale Flexibilität und technische Präzision brauche. Die X-Pro 2 dagegen hat dieses gewisse Etwas – sie inspiriert. Sie ist die Kamera, die man einfach gerne in die Hand nimmt, selbst wenn man gar nicht vorhat zu fotografieren. Und genau das ist es, was sie für mich so besonders macht.

Ob ich sie wieder mitnehmen würde? Definitiv ja. Selbst wenn ich mittlerweile modernere Kameras besitze, hat die X-Pro 2 für mich einen besonderen Platz. Nicht, weil sie die technisch beste Kamera wäre – sondern, weil sie eine der inspirierendsten ist, mit der ich je fotografiert habe.